Automobilpräsentation bei Mercedes-Benz auf neuen Wegen
Die Auslegung der Löschanlagentechnik in diesem nicht nur architektonisch besonderen Haus erfolgte nach den Regelwerken der VdS Schadenverhütungs GmbH in den jeweils neuesten Formen (z.B. Sprinkleranlagen nach VdS CEA 4001, 2005-09 [02]). Zusätzlich beauftragte der Bauherr beim Büro Halfkann + Richter ein Brandschutzgutachten, dessen Festlegungen ebenfalls in die Planung aufgenommen wurden. Danach schützen insgesamt rund 3300 Sprinkler eine Fläche von 34 000 m2 auf drei Ebenen, die in offener Architektur mittels Treppen und Rolltreppen miteinander verbunden sind und optisch eine Einheit bilden.
Planung und Installation
Die ingenieurmäßige Planung, Abstimmung und Installation der Anlage lag in den Händen von HT Protect, einem VdS-zertifizierten Errichterunternehmen aus Hartmannsdorf (bei Chemnitz). Dieser Betrieb hat sich unter anderem auf Anwendungen spezialisiert, bei denen nicht nur eine zuverlässige Brandschutzinstallation abgefordert wird. Für Arbeiten in anspruchsvollen Bauwerken, wo die Brandschutzkomponenten ein sichtbarer Bestandteil eines gediegenen optischen Gesamtkonzeptes sind, verfügt HT Protect über entsprechende Erfahrungen und kompetente Mitarbeiter. Bestes Beispiel im Mercedes-Benz-Center sind jeweils zwei Sprinkler, die in der Lichtwanne über einzelnen, besonders schönen und damit sehr teuren Automobilen installiert sind. Design und Feuerschutz bieten hier eine sichtbare und formschöne Einheit.Von der Gesamtfläche des Hauses dienen 9100 m2 als Ausstellungsfläche und 1300 m2 als Markengalerie. 3500 m2 werden für den Service genutzt. In diesen verglasten und lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen präsentiert sich den Besuchern auf allen Ebenen die komplette Markenwelt von Mercedes-Benz.
Spezifische Risikokriterien
Je nach der individuellen Gefahrenklasse der einzelnen Gebäudeteile wurde der Brandschutz nach den spezifischen Risikokriterien ausgelegt. So wurden beispielsweise in den Zwischendeckenhohlräumen, also in sehr schwer einsehbaren und schlecht zugänglichen Flächen, andere Parameter zu Grunde gelegt als in den weitläufigen Ausstellungshallen. Wieder anders sind die Belastungen in den Lagerräumen mit Waren, die eine hohe Brandlast in sich bergen.
Ein weiteres Kriterium zu Gunsten der Wasserlöschanlage war die Tatsache, dass die Anlage selektiv arbeitet. Bei Feuer wird Löschwasser nur dort beaufschlagt, wo es wirklich brennt. Folgeschäden werden so auf ein unvermeidbares Minimum begrenzt. Nach den langjährigen Erfahrungen der Versicherungswirtschaft reichen bei fast 80 % aller Brände maximal vier Sprinkler aus, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig wird durch diese Technik ein eventueller Wasserschaden in sehr engen Grenzen gehalten.
Das Mercedes-Benz-Center ist für das Unternehmen nicht nur eine Ausstellungsfläche für Autos. Für die Region erfüllt dieses Haus zugleich die Funktion eines Servicecenters für Kunden. Es beherbergt demzufolge Räume, Einrichtungen und Produkte, die besonders schutzbedürftig sind, weil sie eine hohe Brandlast bergen. Reifen beispielsweise haben die unangenehme Eigenschaft, sich nicht direkt von Wasser benetzen zu lassen. Schmierstoffe sind mitunter leichter als Löschwasser und würden im Brandfall von der Löschwirkung nicht erreicht. Aus diesem Grunde wurde die Löschanlage speziell für solche Lagerabschnitte und für Räume, in denen Öl bevorratet wird, mit einer Schaumzumischung ausgerüstet. So wird sichergestellt, dass Feuer in solchen Bereichen sicher kontrolliert werden kann.
Löschen bei Minusgraden
Für die Einfahrt und den überdachten Andienungsbereich wurde zudem eine Löschtechnik gefordert, die auch bei Minustemperaturen einsatzfähig ist. Um diesen besonderen Anforderungen Rechnung zu tragen, wurde hier eine so genannte „Trockensprinkleranlage" installiert. Während bei der Nassanlage das gesamte Rohrnetz ständig mit Wasser befüllt ist, befindet sich in den Rohrleitungen der Trockenanlage Druckluft. Ausgelöst wird der Löschvorgang, wenn die Temperatur am Sprinkler einen definierten Wert überschreitet und das Glasfässchen als Auslöseelement platzt. Bei Nassanlagen setzt dann unmittelbar der Löschvorgang ein. In den frostgefährdeten Bereichen fällt zunächst der Luftdruck im Rohrnetz ab und ein Ventil gibt dadurch den Weg für das Löschwasser frei. Eingesetzt werden dabei Ventilsysteme, die die Reaktionszeit zwischen Auslösung und dem Beginn des Löschvorgangs auf ein Minimum begrenzen.
Für den schnellen Löscheinsatz ist die Wasserversorgung der gesamten Löschanlage im Mercedes-Benz-Center über einen Druckluftwasserbehälter mit 40 m3 Gesamtinhalt sichergestellt. Die Brandschutzexperten bezeichnen diesen Teil als „erschöpfliche Wasserversorgung", obwohl dieser Vorrat meistens völlig ausreicht, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Ergänzend dazu stehen zwei Vorratsbehälter mit 378 m3 Nutzinhalt bereit. Für den raschen Wasserdurchfluss hin zum Brandherd sorgen dann zwei elektrische Sprinklerpumpen.
Sprühflutlöschanlage
In der Passage, der Verbindung zum Museum, ist zusätzlich im Bereich der Rolltore eine Sprühflutlöschanlage installiert, welche erst die Anforderungen an eine T90-Abtrennung dieser beiden Bereiche ermöglicht. Vergleichbar ist diese Technik mit dem aus Schauspielhäusern bekannten „Eisernen Vorhang" und dessen anlagentechnischer Brandschutzertüchtigung mittels einer Wasserkühlung.
Im Gegensatz zu einer Sprinkleranlage erzeugt dieses Schutzsystem in einem definierten Bereich gleichzeitig aus allen Löschdüsen einen Löschmittelaustritt. Die winzigen Wassertröpfchen bilden einen schützenden „Wasservorhang". Die Ansteuerung und damit die Auslösung der Sprühflutanlage erfolgt über Steuerventile mit Anregerdüsen. Ihre Wasserversorgung ist über eine Nassalarmventilstation im Tandembetrieb sichergestellt.
Die Sprinklerzentrale ist das Herzstück der beschriebenen Löschanlagentechnik. Hier befinden sich insgesamt vier Nassalarmventilstationen sowie die Trockenventilalarmstation für die frostgefährdeten Brandabschnitte. In der Zentrale ist auch die Schaummittelpumpe einschließlich des Schaummittelbehälters für die Lagerräume untergebracht.
Tritt der „Fall des Falles" ein, wird über die Ventilstationen neben einer elektrischen Weitermeldung auch ein akustischer Alarm ausgelöst, damit das Gebäude umgehend geräumt werden kann. Dieser Alarm erfolgt mechanisch durch das ausströmende Wasser und seine Funktion ist auch dann sichergestellt, wenn das Stromnetz ausgefallen ist. Außerdem werden von hier aus die Rettungsdienste alarmiert.
Voller Erfolg
Das Mercedes-Benz-Museum und -Center haben sich seit der Eröffnung im Mai 2006 zu einem Publikumsmagneten entwickelt. In beiden Häusern präsentiert das Unternehmen in eindrucksvoller Weise eine Produktphilosophie, wobei der Sicherheitsgedanke stets eine wesentliche Rolle spielt. Was in den Fahrzeugen des Unternehmens selbstverständlich ist, gilt natürlich auch für das Gebäude, in dem diese Autos zum Verkauf angeboten werden. Für die Besucher ist flächendeckender Brandschutz durch moderne Technik rund um die Uhr gewährleistet.
erschienen in Brandschutz 1/2007